Hugo Canoilas

Belvedere

Wie eine konkave Leinwand schmiegt sich Hugo Canoilas’ Installation an das Ufer des Donaukanals und eröffnet einen Blick in eine unbekannte Welt: jene der Tiefsee. Farbenprächtige Korallen, Fische, Würmer und andere Kreaturen tummeln sich in einer gemalten, traumhaft anmutenden Unterwasserwelt. Als Vorlage dienten Lebewesen, die erst kürzlich gefunden wurden und deren Entdeckung der Künstler teils via Livestream mitverfolgte.

Der Handlauf animiert dazu, sich mit den Armen abzustützen, um wie auf einem Balkon die titelgebende „schöne Aussicht“ (ital. bel vedere) zu genießen. Die Arbeit tritt nicht nur in Dialog mit ihrer Umwelt, sondern wird durch sie mitgeformt: im Zusammenspiel mit dem vorbeifließenden Wasser, der Spiegelung des Sonnenlichts und der Veränderung des Himmels. Nicht zuletzt verweist der Künstler mit dem Motiv des Hinausschauens auf die Geschichte der (Landschafts-)Malerei, in der Landschaft zunächst nur als Blick durch ein Fenster dargestellt wurde. Wie in den meisten seiner Arbeiten malt Hugo Canoilas auch hier auf Textilstoff, was dem Bild einen organischen Charakter verleiht und die fließende Bewegung des Wassers aufnimmt. In einem weiteren Schritt fotografierte der Künstler seine Malerei, arrangierte sie als digitale Collage, die er dann direkt auf Plexiglas druckte

Hugo Canoilas’ ortsspezifische Installation fungiert als Realitätsfilter, indem sie den vertrauten Ausblick mit einer anderen Perspektive überlagert und somit ein Bewusstsein dafür schafft, was da ist, was nicht (mehr) da ist und was da sein könnte. Der Künstler evoziert mit seinem Tiefseepanorama ein Staunen über die Natur und das, was uns umgibt, wobei er ein Spiel mit der Unschärfe zwischen Imagination und Wirklichkeit eröffnet, indem er kleine Elemente einfügt, bei denen es sich nicht um wissenschaftliche Entdeckungen handelt. Belvedere lädt somit auch zum Nachdenken darüber ein, was natürlich ist, und fragt nach neuen Formen des Seins und des Zusammenlebens, kurz: nach neuen Visionen für eine gemeinsame Zukunft.

* 1977 in Lissabon, lebt und arbeitet in Wien und New York.

KURATORIN BARBARA HORVATH IM GESPRÄCH
mit den Künstler:innen Hugo Canoilas und Claudia Märzendorfer
CURATOR'S TOUR

Im Dialog mit den teilnehmenden Künstler:innen, Kuratorinnen und Wissenschaftler:innen werden die Kunstwerke und Installationen im öffentlichen Raum erfahrbar. Eine interaktive Erkundung im Gehen.
→ MI 6.9. 18:00
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Der egalitäre Umgang des Menschen mit der Natur und seiner Umwelt sind Hauptthema des Künstlers Hugo Canoilas. Seine ortsspezifische Installation „Belvedere“ am Donaukanal entfaltet sich wie ein Panorama und gibt den Blick auf neue Lebensformen frei, die in den letzten Jahren in der Tiefsee entdeckt wurden. Die gemalte, traumhaft anmutende Unterwasserwelt des Künstlers fragt nach neuen Formen des Seins und des Zusammenlebens, kurz: nach neuen Visionen für eine gemeinsame Zukunft.

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