Claudia Märzendorfer
Für die Vögel
Claudia Märzendorfer hat zehn Künstler: innen eingeladen, Nist- und Futterhäuschen zu entwerfen, die rund um das KUNST HAUS WIEN installiert werden. Entstanden sind liebenswürdige Vogelhaus- Prototypen, die auf poetische, progressive und konkrete Weise Für die Vögel einstehen. Als Teil eines kollektiven Projektes setzen die Behausungen ein Zeichen für Vielfalt, Konvivialität und Fürsorge. Dabei erzählen sie auch von grundlegenden Fragen des Lebens: Wie und wo wohnen wir? Teilen wir uns Raum? Steckt unser Kopf in der Luft, oder stehen wir mit beiden Beinen auf der Erde
Vögel sind wichtige Indikatoren für eine intakte Umwelt, werden jedoch durch Industrialisierung und eine intensive Landwirtschaft vom Menschen verdrängt. Daher ist die Gestaltung eines vogelfreundlichen Umfelds und die Schaffung von Lebensraum insbesondere im städtischen Gebiet ein aktiver Beitrag zum Arten- und Naturschutz. Nist- und Futterplätze sichern die Übernachtung und die Brut und Aufzucht der Jungvögel, bieten einen geschützten Rückzugsort und fördern so das Vogelleben im Viertel.
„Ich bin für die Vögel, nicht für die Käfige (cages)“ – den wegweisenden Komponisten John Cage zitierend, ist es auch Märzendorfer ein Anliegen, Vorstellungen von (sozialen) Welten und damit verbundenen ökologischen Aspekten zu erweitern, Konventionen zu hinterfragen und dabei den Zufall und das Unkontrollierbare als Gestaltungsmittel mitzudenken.
Zudem werden Künstler:innen gerne als „schräge Vögel“ bezeichnet; deren andere Denk- und Betrachtungsweisen schaffen immer wieder überraschende Abweichungen von der „Normalität“. Mit subtilem Humor gelingt es Claudia Märzendorfer, im kommunikativen Austausch mit anderen Künstler:innen eine Brücke zu schlagen, damit wir auch in Zukunft nicht auf die Vielfalt der Stimmen von Mauersegler, Dohle und Mehlschwalbe verzichten müssen.
Der „aeronautische Skulpturengarten“ wurde erstmals 2019 im Rahmen eines von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich initiierten Wettbewerbs im Garten des Landesklinikums Hollabrunn mit mehr als 45 Künstler:innen realisiert. www.forthebirds.at
KURATORIN BARBARA HORVATH IM GESPRÄCH
mit den Künstler:innen Hugo Canoilas und Claudia Märzendorfer
CURATOR'S TOUR
Im Dialog mit den teilnehmenden Künstler:innen, Kuratorinnen und Wissenschaftler:innen werden die Kunstwerke und Installationen im öffentlichen Raum erfahrbar. Eine interaktive Erkundung im Gehen.
→ MI 6.9. 18:00
HIER ANMELDEN
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Claudia Märzendorfer lud für ihren Beitrag zehn Musiker:innen, Künstler:innen und Schriftsteller:innen ein, Nist- und Futterhäuschen für Vögel zu entwerfen. Sie sind auf Bäumen rund um das KUNST HAUS WIEN installiert. Als Teil des kollektiven Projekts setzen die Vogelhäuser ein Zeichen für Vielfalt, Gemeinschaftlichkeit und Fürsorge und entwerfen mögliche neue Formen eines gesellschaftlichen Zusammenlebens. Die Intention der Künstlerin ist es, dass in Zeiten des Artensterbens die Wertschätzung der Vielfalt auch kleiner Vögel geachtet bleibt.
BETEILIGTE KÜNSTLER:INNEN
Alle Locations der Arbeiten "Für die Vögel" unter Karte
Cordula Bösze, John-Cage-Chor-Pavillon: Ein Pavillon für Chorproben. Doch egal, was die Birdies im Pavillon tatsächlich machen, Mr. Cage lächelt ihnen von der Decke zu: mit offenen Ohren für „Musik, die das Leben selbst ist“
Barbara Brandstätter, HOCH HinAUS: Das HOCH HinAUS: Vom ökologischen Fußabdruck der Wohnbauten, der bei jenen der Vögel im Gegensatz zu denen des Menschen nicht vorhanden ist, bis hin zu gesellschaftlichen Themen wie Nachbarschaft, Nähe, Privatheit und Intimität.
Elisabeth Flunger, Fundevögel: Für das Vogelhäuschen finde ich Dinge in meiner Umgebung und baue aus ihnen einen Ort des Zufalls: Die Objekte, ihres Sinns beraubt, klingen im Wind, repetitiv und unverständlich wie Vogelrufe.
Stefan Lux, Der Traum vom Fliegen: Ein Ort für Vögel, die sich an Zeiten erinnern, als die Menschen noch fliegen konnten Eine heitere Dystopie.
Claudia Märzendorfer, Cage–Kelley Remix House: Ich las im Sommer John Cages Für die Vögel, recherchierte, als der Herbst kam zu Mike Kelleys Bird Houses. Die Gedanken unterwegs bis ins Frühjahr flogen dann zurück an den Ausgangspunkt, bauten unzählige Häuser aus allen Gefäßen, die den Alltag begleiten, und aus Zweigen ein Bild.
Almut Rink, I think that I’m throwing / but I’m thrown: Sich vom gesicherten Leben entfremden in einen Zustand des Geworfenseins. Existieren heißt „aus sich heraustreten“, aus den angeeigneten Regelhaftigkeiten. Das Loslösen ist das Heraustreten aus einer Beengung – das Sein mit dem Möglichsein in Übereinstimmung bringen.
Stefanie Seibold, Letzte Generation: Das alte, schöne Mahagoni-Uhrenhaus aus dem Nachlass meines Vaters, der es offensichtlich – so wie ich – nicht wegwerfen konnte (auch letzte Generation), wird durch minimale Eingriffe zum Vogelhaus.
Steinbrener/Dempf & Huber, o. T.
Sophie Thalbauer, Vogel-Wolken-Haus: Wolken fliegen. Vögel fliegen – durch sie hindurch, an ihnen vorbei, in sie hinein. Im Schutz des Vogel-Wolken-Hauses werden die Vögel zu Wolkenbeobachtern. Es saß ein klein wild Vögelein in einer weißen Wolke …
Herwig Turk & Gerhard Huber, VOGELSCHAU: Bei der Verwicklung menschlichen Siedlungsraums mit dem Lebensraum von Vögeln verwandeln sich menschliche Strukturen und Überformungen in unerwartete optionale Behausungen.
Alle Texte wurden von den Musiker:innen, Architekt:innen, Künstler:innen und Schriftsteller:innen zur Verfügung gestellt.