Christina Gruber
Suns of the Cloud / Lauschen und Rauschen
SUNS OF THE CLOUD
Was haben Sonnenbarsche in der Donau mit wassergekühlten Rechenzentren zu tun? Die dreiteilige Videoinstallation Suns of the Cloud der Gewässerökologin und Künstlerin Christina Gruber beleuchtet die Auswirkungen von digitalen Netzwerken und ihren Infrastrukturen auf unsere Umwelt. Soziopolitische und ökologische Veränderungen werden oft auf dem Rücken von „nicht heimischen“ Arten ausgetragen – etwa dem Sonnenbarsch. Dieser bunt gefärbte Fisch ist als Aquarienkultur aus Nordamerika eingewandert. Auch Badende bekommen den sogenannten „Donau-Piranha“ mitunter zu spüren: Stehen sie zu lange in seinem Revier, knabbert er schon mal an ihren Zehen und Fersen.
„Der Umwelt, die durch uns denkt“, wie das der amerikanische Kulturökologe David Abram vorschlägt, begegnet die Künstlerin in ihrem Video aus der Perspektive des Sonnenbarschs. „Erinnerst du dich, wann die Veränderungen begonnen haben?“, fragt ihn eine Wissenschaftlerin beim Linzer Donauabschnitt flussabwärts des wassergekühlten Datenzentrums. Anhand dieser simplen Frage entspinnt sich eine Konversation über Herkunft, Assimilation in fremden Gewässern, Pflanzen und die verbesserten Lebensbedingungen für den Sonnenbarsch durch die „Cloud“. Wolken und Hitze, immaterielle „streams“ und Flussströmungen: „Auch wenn das Internet erst seit Kurzem in unser Leben getreten ist, ist es schon stark mit dem Wasserkreislauf verbunden“, resümiert die Künstlerin diese im Zuge der Digitalisierung durch den Menschen verursachten Veränderungen der Ökosysteme. Wie schnell sich der Sonnenbarsch vermehrt, hängt also von unserem digitalen Konsum ab.
* 1987 in Amstetten, lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich.
LECTURE PERFORMANCE von Christina Gruber & Julia Grillmayr
DINO / HENNE / EI
Die Gewässerökologin und Künstlerin Christina Gruber und die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Julia Grillmayr entwickeln seit 2021 in verschiedenen Formaten eine „Archäologie der Zukunft“, die sich mit Themen wie Evolution, Artensterben, Tiefenzeit sowie unterschiedlichen Natur- und Wildnisbegriffen auseinandersetzt. Mit außergewöhnlichen Akteur:innen und Materialien baut Dino/Henne/Ei eine fröhliche Megafauna-Science-Fiction.
→ DI 29.8. 18:00
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LAUSCHEN UND RAUSCHEN
Christina Gruber kann gut zuhören und weiß daher, dass Fische und Flüsse allerhand zu erzählen wissen. Ihre Audiowalks befassen sich mit der Geschichte des Donaukanals und spekulieren über hybride Beziehungen zwischen den Arten. „Wir müssen unsere eigenen Sinne schärfen“, sagt die Künstlerin, „um wieder eine Art der Fürsorge, in Form von Solidarität, für unsere Umwelt zu übernehmen.“ Ist es möglich, unser Gehör wieder auf diese einzustimmen? BH
3 Audiowalks zu je 5 min
Die Audiowalks von Christina Gruber befassen sich mit der Geschichte des Donaukanals, seiner Vergangenheit, Gegenwart aber auch seinen möglichen Zukünften. Die drei Episoden orientieren sich an Gefährt:innen, die schon immer da waren, aber jetzt am Verschwinden sind – die Störe; an jenen die nicht mehr da waren, aber wieder da sind – die Biber und beschreiben auch jene, die noch nie da waren, aber jetzt hier sind – die Zebramuschel. Ist es möglich, unser Gehör auf das Wissen vieler und für unsere Umwelt einzustimmen?
Beaver Sounds by Fabian Holzinger
Sturgeon Thunder by Chrys Bocast
Sound Editing by Natalia Domínguez Rangel
Bedrohte Gefährten – Lebende Fossile und Störfaktoren 1/3
Scheue Wasserbauer und Kühlschränke 2/3
Legal Alien oder Unverhofft kommt oft 3/3
CLOSE UP
Christina Gruber beleuchtet in ihrer dreiteiligen Videoprojektion die konkreten Auswirkungen von digitalen Netzwerken und ihrer Infrastruktur auf unsere Umwelt. Aus der Perspektive des invasiven Sonnenbarsches, der sich in den letzten Jahren im Wiener Bereich der Donau ausgebreitet hat, erzählt die Künstlerin und Hydrobiologin von den drastischen Folgen des menschlichen Eingriffs in das gemeinsame Ökosystem.